Unser Geschenk an die Blutreitergruppe

Vorwort des Komponisten

"Ein exclusiver Signet-Präsentiermarsch für die Oberteuringer – das ist es!"

Die Idee

Das gesamte Marsch-Repertoire der am Blutritt in Weingarten teilnehmenden Musikkapellen dürfte sich derzeit schätzungsweise auf etwa 25 bis 30 verschiedene Märsche beschränken, bestimmte Märsche finden sich vermutlich im Marschbuch fast jeder Kapelle. Der Wunsch, einen eigenen Marsch mit Wiedererkennungswert zu schreiben, existierte schon länger. Mit der diesjährigen 100. Teilnahme der Blutreitergruppe Oberteuringen am Blutritt in Weingarten, welche zusammenfällt mit der 75. Teilnahme der Trachtenkapelle Oberteuringen und ihrer Vorgängerkapellen, war zu diesem Doppeljubiläum die Zeit gekommen.
Am Anfang waren es nur einzelne Melodiestücke, die auf einem leeren Notenblatt skizziert wurden. Erst nach und nach hat sich daraus der nun vorliegede "Marsch der Teuringer Blutreiter" entwickelt, welcher im Folgenden beschrieben wird.

Das Tempo

Die Schritt-Geschwindigkeit der Pferde bestimmt bei einer zum Spiel im Marsch begrenzten
Schrittweite des Menschen das erforderliche Tempo von Märschen an Reiterprozessionen. Im 4/4-Takt gesetzte Prozessionsmärsche sind, wenn mit 4 Schritten auf 4 Schläge marschiert wird, zu langsam oder verlieren, wenn im doppelten Tempo aufgeführt, an musikalischem Ausdruck. Dieser Marsch ist daher im alla Breve (ital: in Kürze) geschrieben, also die Takte in halben Noten notiert, und hat damit grundsätzlich das Wesen eines Präsentiermarsches. Der Marsch steht hier in guter Tradition mit den am meisten gespielten Märschen am Blutritt. Der Marsch spielt in diesem Rahmen jedoch bewusst mit verschiedenen Zeitmaßen in Melodie und Begleitung. Die halbe Note ist mit 76-80 Schlägen pro Minute angegeben, was im Marsch 76-80 Schritten pro Minute entspricht. Der Marsch dauert, wenn er in diesem Tempo gespielt wird, 2:38 bzw. 2:30 Minuten.

Der Aufbau

Der erste Teil "marciare" (ital.: Marsch) in As-Dur ist ein festlicher Präsentiermarsch und wird als Auftakt im tutti (ital: alle) gespielt. Das Hauptthema ist zu unterschiedlichen Anteilen in allen Melodieinstrumenten gesetzt, begleitet von Tuben, Hörnern und Trompetensignalen. Die für Präsentiermärsche typischen 1/4tel-Punktierungen mit 1/8telAuftakten zu den Hauptzählzeiten 1 oder 2 wechseln sich in der Melodie ab mit 1/8telTriolen.  Im Schema von 8-8-4-4 Takten wird das Hauptthema nach der Wiederholung für 4 Takte variiert, um anschließend zum Abschluss des Teils wiederzukehren.
Der zweite Teil "elegante" (ital.: elegant, geschmackvoll) in Des-Dur ist im Gegensatz zum ersten Teil sehr ruhig gehalten. Es übernehmen die Holzbläser und Flügelhörner die Melodieführung. Die Begleitung im gesamten tiefen Blech unterbaut die Melodie mit halben Noten im quasi halben Zeitmaß. Diese Dehnung  ergibt bei gleichbleibendem Marschiertempo den Eindruck eines Prozessionsmarsches. In den letzten vier Takten wird über die Begleitinstrumente nach und nach wieder zum Präsentiermarsch hingeführt.
Das sich anschließende Trio (von ital: tre = drei) beginnt "potente" (ital: mächtig) mit einem gewaltigen über annähernd zwei Oktaven absteigenden Generalauftakt in den BassInstrumenten. Die Punktierungen werden jetzt als 1/4tel-Doppelpunktierungen mit 1/16tel-Auftakten ausgeführt. Dies erzeugt ab dem Segno-Zeichen in Verbindung mit kurzen unisono-Schlägen (ital: einstimmig) auf die Hauptzählzeiten durch Bass und Begleitung einen majestätisch erhabenen und gleichzeitig exakten, zackigen Schritt – ein "braciola maestosamente" (ital: majestätisch hacken). Die mit ganzen Noten sehr eingängige und in Ges-Dur tiefe Melodie wird 8-taktig abwechselnd zuerst von Tenor- und BaritonInstrumenten im unisono, dann von Sopran- und Alt-Instrumenten dreistimmig geführt und hierbei von Flöten und Lyra mit 1/4tel-Triolen verziert. Durch 4-taktige Phrasen ergibt sich der Eindruck eines langsam gespielten Staßenmarsches im 4/4tel Takt. Straßenmärsche sind mit typisch 118-120 Schlägen pro Minute um einiges schneller als Präsentiermärsche. Um der Versuchung schneller zu werden zu begegnen erfolgt der Zusatz "senza accel." (Abk. für senza accelerando, ital: ohne zu beschleunigen).  Kurz vor der Wiederholung kündigt sich bereits für zwei Takte die Wechselbegleitung an, welche in der Wiederholung dann ab der zweiten Klammer die Melodie durch Verdopplung des Melodietempos in zwei Schritten wieder in einen Präsentiermarsch führt.
Einer üblichen Marschform folgend würde sich jetzt ein da Capo senza rep. (Abk. für da Capo senza repetizione, ital: von oben ohne Wiederholung) anschließen, welches die ersten beiden Teile nochmals wiederholt. Um den Marsch bezüglich der Länge spielbar zu halten folgt stattdessen ein Zwischenspiel "giocoso" (ital: spielerisch), welches am Ende dal Segno (ital: vom Zeichen) zur Melodie im Trio zurückspringt. Beginnend mit einer HalbtonRückung zur F-Dur verbindet es die Anfangsphrasen der ersten beiden Teile "marciare" und "elegante" und vermittelt so den Eindruck eines da Capo als Essenz dieser Teile. Die Harmonie führt nach 4 Takten zu Des-Dur, welche den Rücksprung zum Segno-Zeichen vorbereitet.
Im dal Segno dann wird die Melodie als Steigerung von fanfarenartigen Trompetensignalen überstrahlt, bevor der Marsch senza rep.  im Fine (ital: Ende) endet.

Zum Schluss

Der Marsch ist doch noch vor dem großen Jubiläumsfest unserer Blutreitergruppe
Oberteuringen fertig geworden. Es haben sich ungeplant mit allen Wiederholungen und
Sprüngen insgesamt genau 100 Takte Musik ergeben – wie könnte das besser zu einem 100-jährigen Jubiläum passen?
Ich hoffe, dass der Marsch dem Jubiläum unserer Blutreitergruppe würdig ist und wünsche, dass er Einzug findet in das ständige Repertoire der Trachtenkapelle Oberteuringen und insbesondere an den ab jetzt folgenden Blutritten in Weingarten zur Begleitung unserer Blutreitergruppe aufgeführt wird. Der Trachtenkapelle wünsche ich auch für die Zukunft die technische Versiertheit, diesen Marsch weiterhin spielen zu können.


Oberteuringen – Hefigkofen, im Juni 2023
Jürgen Sprenger

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